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Eine irre Zeitreise mit Günter

Baby Sommer

Workshop mit Schlagzeug-Legende von Weltrang



Das wird niemand vergessen, der live dabei war: Die Begegnung mit dem 79jährigen Jazzmusiker am 12. September in unserer Aula.

 

Unglaublicher Workshop


Bericht und Interview von Ressortleiterin Kultur:

Viona Rupprecht


Am 12.09.2022 kam Günter Baby Sommer, besser bekannt als Baby Sommer, an unsere Schule und bot einen Free Jazz Workshop an, wo viele Klassen und Lehrer anwesend waren. Dort konnte man Günter Sommer und seine Musik hautnah miterleben und Einblick erhalten in spannende Zusammenhänge seiner bald 80jährigen Biografie. Es war ein Highlight für alle, die dabei sein durften, denn sowas hat man davor nie erlebt. Günter Baby Sommer ist die Free Jazz Legende, einer der ersten seiner Generation, die es geschafft haben aus der DDR heraus international große Anerkennung zu gewinnen.

Alles fing an, als Günter Sommer damals im Alter von 12 Jahren - das war Mitte der 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts! -  heimlich über einen Radio Sender „The Voice of Amerika“ hörte, einen zu sozialistischen Zeiten unter Ulbricht verbotenen Sender des „Klassenfeindes“ Amerika. Er war sofort fasziniert von der Jazz Musik, die dort ausgestrahlt wurde, und wollte sofort selbst so spielen können wie Louis Armstrong. Zuerst hatte er deshalb Trompete gespielt in einer Band, doch dann, als der Schlagzeuger ausfiel, wurden andere und er getestet, wer am meisten Talent an den Drums hatte, und es war Günter Sommer. Seitdem ist das Schlagzeug sein Leben. 

Seinen Nickname Baby bekam er von seinen Bandkollegen, als sein Bandleader in eigentlich wegen seine ungewöhnlichen Stils kritisieren wollte: „Willste alles neu erfinden wie Baby Dodds?“, hielt er ihm vor. Und der Bassist meinte: „Das ist nicht Baby Dodds. Das ist Baby Sommer!“ Scheinbar erinnerte er die Leute mit seiner Spielweise an Baby Dodds, was definitiv ein Kompliment war, denn Baby Dodds war einer der bedeutendsten Jazz-Schlagzeuger und eine Berühmtheit. Von dem Tag an nannte man ihn nur noch Baby Sommer und er ist deswegen auch überall nur mit diesem Namen bekannt.

Günter Sommer ist nicht eingesperrt worden, im Gegenteil: Er ist sogar zu Zeiten, in denen Normalbürger nicht ausreisen durften, viel um die Welt gekommen. So war er in ganz Europa unterwegs und ist nach Japan, Griechenland, Italien und Frankreich gereist. Auch nach der Wende und bis heute hat er noch zahlreiche Kooperationen mit anderen Musikern aus diesen Ländern und hat viel mitgenommen. So steht er heute noch in engem Kontakt mit dem “Märtyrer Dorf Kommeno“ in Griechenland, welches 1943 während des 2. Weltkrieges von der Deutschen Wehrmacht fürchterlich massakriert wurde. Nach einem Besuch in diesem Dorf anläßlich eines Musikfestivals hatte sich Baby Sommer zur Aufgabe gemacht, das Wissen um das Schicksal dieses Dorfes in die Welt hinaus zu tragen. Er wurde danach zum Ehrenbürger dieses Dorfes ernannt

Damals in der DDR-Zeit musste Sommer zeitweise heimlich im Underground spielen. Je nach politischer „Großwetterlage“ wurde Jazz von den Machthabern mal als Lärm der westlichen Imperialisten verbannt oder Sound der unterdrückten Klasse gefeiert. Für Musiker wie Günter Sommer, die nur instrumental Musik gemacht haben, war die Gefahr, als „Politische“ im Knast zu landen aber weniger groß, da sie nicht mit Texten arbeiteten und irgendeine Message hatten. 

Günter Baby Sommer hat aber ColLabs nicht nur über die geografischen Grenzen hinweg, sondern auch mit Künstlern anderer Bereiche wie Malerei und Literatur. So kam er zu seinen größten Auftritten in Rom und anderen europäischen Metropolen mit dem Literaturnobelpreisträger Günther Grass. Wie er poetische Texte „musikalisiert“, wie er das nennt, konnten wir in dem Workshop live miterleben: Die Schülerin Mieke Rittinghaus aus der 7b hatte im letzten Jahr beim Kreativ-Wettbewerb einen Preis gewonnen. In einem Poetry Slam hat sie dieses Gedicht performed.  Günter Sommer hat sich den Text kommen lassen, fand ihn „stark“ und hat ihn im Workshop spontan mit der Schülerin in Musik umgesetzt. Wir konnten miterleben, wie die Improvisation immer mehr zusammengewachsen ist. Es war ein voller Erfolg, denn die beiden harmonierten sehr gut miteinander, so dass man gerne zuhörte. 


Eure Viona

Solo mit bloßen Händen

Steeldrumsolo

Solo à la Baby Dodds

Poetry-Slam für Anne Frank: Mieke & Baby

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